Blick ins Projekt: Die „Living Libraries“ des Jedermensch e.V.
Bei „Blick ins Projekt“ stellen sich Projekte vor, die durch Fonds der HALLIANZ für Vielfalt gefördert wurden! Das heutige Projekt wurde durch die HALLIANZ Projektförderung gefördert. Die „Living Libraries“ sind ein Projekt des Jedermensch e.V., in dem Workshops zur Diskriminierungssensibilisierung durchgeführt werden. In diesem Beitrag findet Ihr den ausführlichen Bericht zu dem Projekt.
Worum geht es in Eurem Projekt?
Wir führen Living Libraries (lebendige Bibliotheken) als didaktische Methode zur Diskriminierungssensibilisierung durch. Bei einer Living Library kommen Betroffene von Diskriminierung in einen persönlichen, direkten Austausch mit den Workshopteilnehmenden zusammen. In Kleingruppen können Fragen gestellt werden, für die sonst meist nie die richtige Zeit oder der richtige Ort existiert. Living Libraries provozieren Perspektivwechsel, sensibilisieren für Diskriminierungen, wirken empowernd und fördern nachhaltig einen besseren Umgang mit anderen Menschen, Kulturen, Religionen und Lebensentwürfen.
Der Fokus des von der Hallianz geförderten Projektes ist es Menschen, die von ganz unterschiedlichen Diskriminierungsformen betroffen sind, mit Auszubildenden und Mitarbeitenden von halleschen Firmen zusammenzubringen.
Wie ist eure Projektidee entstanden?
Im Bereich der politischen Bildung wird zu oft über Menschen gesprochen, die von Diskriminierung betroffen sind, als mit ihnen. Marginalisierte Gruppen werden daher meist als entfernte, nicht-nahbare Gruppe wahrgenommen. Wir wollen die Empathie von Nicht-Betroffenen fördern und Betroffene ermutigen über ihre Erfahrungen zu sprechen, in dem sie direkt selbst zu Wort kommen.
Wer war an dem Projekt beteiligt?
Inzwischen haben wir einen Pool von über 50 ehrenamtlichen „lebendigen Büchern“. Sie berichten u.a. von Rassismuserfahrungen oder über ihre Religionen, dem Leben als queere Person, als Mensch mit psychischen oder physischen Behinderungen, über erlittene schwere Depressionen oder Erfahrungen mit häuslicher Gewalt.
Erfahrene Trainer*innen der politischen Bildung leiten die Methode und Reflexionengespräche mit den Teilnehmenden an und setzen Gehörtes in Kontext von Diskriminierungsbegriffen. Außerdem sind sie für die Sicherheit und das Wohlergehen der „lebendigen Bücher“ verantwortlich.
Was waren (bisher) die größten Erfolge in Eurem Projekt?
Die Methode der Living Library wirkt nicht bloß aufklärend, sondern ebenfalls empowernd – sowohl für diejenigen, die ihre Geschichten teilen wie für jene, die sich in diesen wiedererkennen. Das geschieht zum einen durch die bloße Möglichkeit ihre Geschichte zu teilen und dadurch intensiver zu verarbeiten, als auch durch die Reaktionen der Gesprächspartner*innen. Oft bekommen sie gespiegelt, dass ihre Erfahrungen nicht der mehrheitlichen gesellschaftlichen Meinung entsprechen. Einige „lebendige Bücher“ fühlen sich nach einiger Zeit ermutigt auch öffentlich über ihre Erfahrungen zu sprechen oder in Berufen zu arbeiten, die sie sich vorher aus Angst vor Repressalien nicht zugetraut hatten.
Die Firmen, bei denen wir bisher waren, reflektierten ihren Umgang mit Vielfalt und begannen sich einem Sensibilisierungsprozess zu öffnen.
Warum ist es Euch wichtig, Euch für Demokratie und Vielfalt einzusetzen?
Demokratie und Vielfalt bilden die Grundlagen für ein gerechtes und friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Durch den Einsatz für Demokratie und Vielfalt, möchten wir Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und ein friedliches Miteinander stärken sowie dazu beitragen, dass Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Denn Vielfalt bereichert unsere Gesellschaft in vielerlei Hinsicht: unterschiedliche Perspektiven, Kulturen und Erfahrungen tragen dazu bei, dass wir als Gemeinschaft wachsen, innovativer und toleranter werden. Es ist unsere Verantwortung, eine Welt zu schaffen, in der Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung gesehen werden.
Mehr Informationen zu dem Projekt und der Arbeit des Jedermensch e.V. findet Ihr auf der Website des Vereins.